Mittlerweile spüren wir es alle. So gut wie alles wird teurer und teurer. Statt wie früher 99 Cent kostet ein Salat jetzt schon meist 1,49 €. Schlimmer als bei Lebensmitteln ist es sogar bei den Energiepreisen, viele Haushalte erleben hier eine Steigerung um mehr als die Hälfte. In den Medien lesen wir als Erklärung hierzu nur allzu oft, dass der Krieg in der Ukraine verantwortlich wäre für die Steigerung der Preise, doch das ist nur ein Mosaikstein im globalen Wirtschaftssystem, das vor großen Problemen steht.
Teuerung in Österreich
In Österreich ist die Inflation seit einem Jahr mehr oder weniger konstant am Steigen. Waren es letzten April noch nicht einmal 2 %, erreichte die Inflation im August 2021 schon die 3 % Marke, im November 4 %, im Jänner 5 % und aktuell schon mehr als 7 %. Österreich ist dabei keine Ausnahme, sondern reiht sich in eine globale Entwicklung der Preise ein. Die aktuellen Inflationsraten sind in vielen Ländern die höchsten seit Jahrzehnten – so auch bei uns.
Doch was heißt das konkret für die Menschen in Österreich? Die Inflationsrate wird über den Verbraucherpreisindex berechnet, der den durchschnittlichen Konsum von Haushalten darstellen soll. Uns ist aber nun allen klar, dass nicht alle Haushalte gleichermaßen ihr Geld ausgeben. Dazu kommt noch, dass – gerade wenn alles teurer wird – man nicht alle Ausgaben, die in einem Jahr anfallen, jedes Monat tätigen muss. Deshalb wollen wir uns hier kurz die größten Posten bei den Preissteigerungen ansehen.
Die wichtigsten Preistreiber sind aktuell Ausgaben für Verkehr mit einem plus von 17,7 % gegenüber dem Vorjahr – hier ist vor allem der Individualverkehr betroffen, öffentliche Verkehrsmittel weniger. Zentral hierbei war der fast 50 %-Anstieg der Spritpreise. Nach dem Verkehr kommen die Wohn- und Energiekosten, die mit 9,4 % gestiegen sind. Diese beiden Posten waren für insgesamt drei Fünftel der Inflation verantwortlich. Dazu kommen noch sehr stark angestiegene Lebensmittelpreise mit 8,4 %. Wir sehen hier also, dass wesentliche Güter des täglichen Bedarfs, deren Kauf für die meisten Menschen nicht einfach nach hinten verschoben werden kann (Wohnen, Energie, Lebensmittel, Sprit) noch einmal überproportional stark gestiegen sind. Der Preis des sogenannten Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf repräsentieren soll, stieg im April sogar um 14,4 %!
Globales Problem
Doch nur weil das Problem sich lokal und unmittelbar äußert, heißt das nicht, dass die Ursachen dafür auch darin begründet liegen. Immerhin erleben wir aktuell die höchsten Inflationsraten seit Jahrzehnten nicht nur in Österreich, sondern rund um die ganze Welt. Die Ursache dafür lässt sich nicht unmittelbar auf einen einzigen Faktor zurück führen sondern ist vielschichtig. Auf der einen Seite waren die Jahre 2020 und 2021 vielerorts von einem deutlichen Rückgang des Konsums geprägt. Seitdem die meisten westlichen Staaten so gut wie jegliche Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie aufgegeben haben, wurde einiges an Konsum nachgeholt und damit die Nachfrage erhöht. Doch ein zu simples Bild von Angebot und Nachfrage reicht nicht aus um die aktuellen Inflationsraten zu erklären.
Dazu kommen noch wesentliche Probleme des globalen Kapitalismus. Seit Monaten erleben wir gravierende Probleme in den globalen Produktions- und Lieferketten. Das in den letzten Jahren eingeführte System von „just in time production“ – also der direkten Weiterverarbeitung von angelieferten Gütern ohne viel Bedarf für große Lagerhäuser – ist an seine Grenzen gestoßen. Wer sich aktuell etwas liefern lassen möchte spürt das am eigenen Leib. Was früher in weniger Wochen geliefert wurde, braucht aktuell viele Monate.
Dazu kommt auch die Tatsache, dass viele Länder massiv in der Coronakrise Geld ausgaben um die strauchelnde Wirtschaft zu stützen. Das war zwar ähnlich wie in der letzten großen Wirtschaftskrise 2008/09, doch im Gegensatz zu damals konnte China nicht im selben Ausmaß billige Konsumgüter zur Verfügung stellen.
Mittlerweile haben die großen Zentralbanken ihre Politik des „billigen Geldes“, also der extrem niedrigen Leitzinsen, aufgegeben. Die US-Zentralbank (FED) hat dieses Jahr den Leitzins (also wie teuer sich Banken bei der Zentralbank Geld borgen können) schon zweimal erhöht. Die europäische Zentralbnak (EZB) war hier deutlich zögerlicher und hier steht eine Erhöhung des Leitzinses erst für den Sommer an. Von dieser Seite werden wir uns allerdings auch in diesem Fall wenig Erleichterung für unsere Geldbörsen und Ersparnisse erwarten können.
Was tun gegen die Inflation?
Die österreichische Regierung ist bisher mehr als untätig im Kampf gegen die Inflation. Bis auf kaum mehr als symbolische Maßnahmen wie den 150-Euro Energiekostenzuschuss, die Erhöhung der Pendlerpauschale oder den Teuerungsausgleich in der Höhe von 300 Euro für Bezieher*innen von Mindestsicherung und Mindestpension, war die Bundesregierung bisher unfähig die massiven Teuerungen für den Großteil der Bevölkerung, insbesondere die Menschen mit geringerem Einkommen, abzufangen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, dient die Bundesregierung doch in erster Linie den Interessen des österreichischen Kapitals und nicht der großen Mehrheit der Bevölkerung.
Wir wollen uns nicht als Bedürftige mit Almosen abspeisen lassen, sondern Forderungen entwickeln mit denen wir selbst aktiv werden können. Eine wesentliche Rolle müssten hier die Gewerkschaften spielen, die aber bisher auf die Entwicklungen lediglich mit bescheidenen Kollektivvertagsabschlüssen reagierten.
Was es statt den Almosen und der Untätigkeit der Gewerkschaften bräuchte ist ein Programm gegen die Teuerung und für die Macht der Arbeitenden:
- Automatische Anpassung der Löhne und Gehälter an die Inflation. Dasselbe gilt für alle Sozialleistungen sowie für Mindestsicherung, Arbeitslosengeld und Pensionen!
- Deckelung der Preise in zentralen Sektoren (Energie, Wohnen, Grundnahrungsmittel, etc.)
- Enteignung unter Arbeiter*innenkontrole aller Betriebe, die sich den Preiskontrollen widersetzen oder behaupten sie nicht durchführen zu können
- Enteignung aller Energiekonzerne unter Arbeiter*innenkontrolle
- Einführung von kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln
- Verstaatlichung der Banken und Zusammenführung dieser zu einer zentralen Staatsbank, welche den kleinen Unternehmen und der arbeitenden Bevölkerung billige Kredite für sinnvolle Ausgaben und Investitionen zur Verfügung stellen kann