Umstellung auf ökologische Produktion: Nur mit den Arbeiter*innen

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In Bezug auf die drohende Werksschließung bei MAN in Steyr wurden auch Stimmen aus der Umweltbewegung laut, denn der Verkehr ist der größte Klimakiller in Österreich und die Autobranche ist nicht auf eine klimafreundliche Mobilitätswende vorbereitet. Deshalb seien Konzerne wie der LKW-Hersteller nicht krisenfest. Auch dem Magna-Manager Sigi Wolf, dessen Übernahme des Werks von der Belegschaft mutig abgewehrt wurde, schwebt aber sicherlich keine Ökologisierung der Produktion vor. Dem Konzern-Kapitalisten geht es darum, das Werk mit niedrigeren Lohnkosten weiterzuführen. Es liegt also an den Arbeiter*innen und an der Bevölkerung, für eine ökologische Umstellung zu sorgen.

Was würde eine ökologische Produktion ausmachen? Der Ökosozialist Christian Zeller macht in seinem Buch „Revolution für das Klima“ einige Vorschläge: Wir müssten unnötige Produktionslinien wie Luxusgüter oder sinnlose Verpackungen vermeiden. Produkte müssten reparaturfähig und recyclebar sein. Wir müssten den Produktionsprozess selbst nachhaltig gestalten. Globale Lieferketten müssten einer Abwägung standhalten, denn lange Transportwege zahlen sich nur aus, wenn durch Spezialisierung ökologische Effizienzvorteile entstehen. Letztlich müssten wir auch die Gesamtproduktion insgesamt einschränken und nur das produzieren, was zur Bedürfnisbefriedigung von Menschen notwendig ist.

Ökologische Produktion ist im Kapitalismus unmöglich

Die kapitalistische Produktion dient aber nicht der Reproduktion von Umwelt und Mensch, sondern der Produktion von Mehrwert und Realisierung von Profit. Um am Markt zu überleben müssen Kapitalist*innen immer versuchen, Arbeitskraft effizienter zur verwerten als ihre Konkurrenz. Gleichzeitig sinkt mit jeder Reduktion von Arbeitskraft pro produzierter Einheit ja auch der Mehrwert pro produzierter Einheit für die Kapitalistin. Der sinkende Profit muss also wiederum durch mehr Produktion ausgeglichen werden. Das Kapital ist so zu permanentem Wachstum gezwungen.

Jeder der oben genannten Vorschläge zur Ökologisierung der Produktion steht den Interessen des Kapitals also direkt entgegen. Kapitalist*innen müssen möglichst viele Produktlinien schaffen, in die sie expandieren können. Dafür schaffen sie sinnlose Güter und stecken Unmengen Geld in deren Bewerbung. Sie müssen sicherstellen, dass ihre Produkte möglichst oft nachgekauft werden müssen. Sie müssen dort auf der Welt produzieren, wo Arbeitskraft am wenigsten kostet. Sie müssen möglichst billige Energiequellen und Rohstoffe nutzen, um Kosten bei der Produktion zu sparen. Aber vor allem müssen sie möglichst viel produzieren, auch wenn das mehr schadet als nutzt. Aus diesem Wachstumszwang können wir uns nur durch eine Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise befreien.

Es braucht Arbeiter*innenmacht

Marx und Engels argumentierten schon im 19. Jahrhundert, dass der Kapitalismus unvermeidliche gesellschafts- und naturzerstörende Auswirkungen hat. Sie schreiben, dass das Kapital „die Springquellen allen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter“.

Die einzige Kraft, die ein langfristiges und objektives Interesse am Klimaschutz hat, ist die Arbeiter*innenklasse – während die Kapitalist*innen sich durch Umweltzerstörung Wettbewerbsvorteile gegeneinander verschaffen, tragen Arbeiter*innen und die arme Landbevölkerung die Hauptlast. Eine Reorganisierung der Produktion ist auch nur durch die Arbeiter*innenklasse möglich und erfordert, dass die Produktionsmittel unter ihre Kontrolle gebracht werden. Dieser Forderung ist bei der Bewältigung der Klimakrise noch hinzuzufügen, dass einige Produktionsmittel auch einfach zerstört werden müssen.

Um die Produktion, beispielsweise von Autokonzernen wie MAN, ökologisch umzustellen, müssen wir also die Eigentumsfrage stellen. Aus einer marxistischen Perspektive bedeutet das, die Verstaatlichung der Produktion unter demokratischer Arbeiter*innenkontrolle zu fordern. Die Arbeiter*innen könnten sich mit Klima- und Jugendbewegungen und kritischen Wissenschafter*innen organisieren, um Produktionsentscheidungen gemeinsam zu treffen.

In den „Green Bans“ in Australien beschloss die Bauarbeiter*innengewerkschaft BLF zum Beispiel, bestimmte Bauvorhaben zu blockieren. So ermöglichten die Arbeiter*innen sich und der regionalen Bevölkerung, demokratisch zu entscheiden, ob ein Bauprojekt durchgeführt oder verhindert werden sollte.

Auch bei den Streiks in Bellinzona (Schweiz) gab es einen Zusammenschluss der Arbeiter*innen mit der regionalen Bevölkerung. Die Belegschaft der Lok-Produktion für die Schweizer Bundesbahnen hatte nach der Drohung von Massenentlassungen ein Monat lang ihr Werk besetzt und bestreikt. Der Leiter des Streikkomitees Gianni Frizzo soll zu seinem Chef gesagt haben „Ich muss Ihnen mitteilen, dass von nun an hier drinnen nicht mehr Sie als Direktor befehlen, sondern die Arbeiter. Und nachher wird nichts mehr sein wie vorher.“ Gemeinsam mit kritischen Wissenschafter*innen entwickelten die Arbeiter*innen ein Konzept, um die Produktion der Loks in eine regionale Entwicklungsstrategie einzubetten.

Die Ökologisierung von Produktionsprozessen lässt sich nur mit den Arbeiter*innen bzw. durch die Arbeiter*innen erreichen. Sie haben das nötige Wissen und die Erfahrung, um eine ökologische Produktionsweise zu entwerfen. Letztlich haben aber auch nur sie das Potenzial, sich gegen kapitalistische Widerstände durchzusetzen. Wenn keine*r kurbelt, dreht sich nichts.