
Fridays for Future, die Klima-Bewegung die jetzt in aller Munde ist, sammelte sich ursprünglich rund um die damals 15-jährige Greta Thunberg, die seit dem August 2018 vor dem schwedischen Parlament ihren Schulunterricht bestreikte. Zuerst jeden Tag und nach einiger Zeit jeden Freitag, betonte sie ihre Forderungen, wie z.B. die Einhaltung des juristisch nicht verbindlichen Pariser Klimaabkommens. Diese Aktion, auch wenn sie eine recht isolierte war, löste eine Welle an kollektiven Schulstreiks aus, die sich international ausbreiteten. Am 15. März wurde international für das Klima gestreikt in einer noch nie dagewesenen globalen Protestwelle zu diesem Thema. Über 1,4 Millionen Schüler*innen an 2.083 Orten, in 125 Ländern, auf allen Kontinenten streikten für ihre Zukunft. Von Berlin über Bangkok bis nach Tokio wurden die Schulen für eine bessere Zukunft bestreikt. Auch in Wien gingen Tausende auf die Straße, vor allem junge Menschen, Schüler*innen zwischen 10 und 19 Jahren, machten sicherlich die Hauptteilnehmer*innen aus. Sie riefen Sprüche wie: „Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut.“ Und „Climate justice now!“. Aber warum denn diese ganze Aufregung? Wie schlecht ist es um die Erde tatsächlich bestellt?
Vorzeichen der Klimakatastrophe
Greta Thunberg meinte bei ihrer Rede am Weltwirtschaftsforum in Davos Ende Jänner: „Ich möchte, dass ihr euch so verhaltet als würde unser Haus in Brand stehen. Weil es das tut.“ Damit spricht sie eines der Kernprobleme der Umwelt an: die Klimaerwärmung.
Die fünf heißesten Jahre seit die Aufzeichnungen begonnen haben sind: 2016, 2015, 2014, 2013 und 2010. Die globale Durchschnittstemperatur ist bereits um 1 °C gestiegen. Das führt aber nicht zu laueren Wintertagen und mehr Badespaß im Sommer. Dieser Anstieg bringt die Balance unseres Klima- und Ökosystems durcheinander. Der Meeresspiegel steigt und zwang bereits mehr als 1 Millionen Menschen dazu ihren Wohnort zu verlassen. Dürren und Hitzetode nehmen Jahr für Jahr zu. Der menschengemachte Teil der Klimaerwärmung müsste durch den Stopp weiterer Emissionen von Treibhausgasen aufgehalten werden. Aber die relevanten Beschlüsse dazu werden Umgangen oder sind rechtlich nicht bindend. Vor allem die USA und China, die größten Wirtschaftsmächte, tragen zu den Emissionen und umweltverschmutzendem Verhalten bei, nehmen sich aber ebenfalls gerne aus jeder Verantwortung. Aber Klimaerwärmung alleine ist nicht das Problem. Umweltverschmutzung, verpestete Luft, Artensterben, vergiftete Flüsse, Unmengen an Plastikmüll im Meer und Treibhausgasemissionen sind alles Dinge, die uns immer mehr an den Abgrund führen. Und verantwortlich ist dabei nicht primär „der individuelle Konsument“, sondern diejenigen die sich anscheinend immer am wenigsten angesprochen fühlen, wenn es um die Einhaltung der Klimaziele geht. Die größten 100 Konzerne sind verantwortlich für mehr als 70 % aller globaler Emissionen.
Individualismus als Problem der Bewegung
Klimapolitik kann nur funktionieren, wenn eine ernsthafte Umstellung im Bewusstsein stattfindet. Aber zu glauben, dass wir über individuelles Konsumverhalten die Produktionsart ändern können, ist wie den Wagen vor das Pferd zu spannen. Natürlich ist es nicht schlecht wenn jeder und jede einzelne im hier und jetzt umweltbewusster lebt aber eine Umstellung auf ein nachhaltiges Wirtschaften erfordert kollektives, politisches Handeln. Wir müssen handeln und wir müssen es bald tun. Die Zerstörung des Planeten ist unsere Schuld und es ist unsere Verantwortung so gut es geht diesen Schaden wieder gut zu machen. Aber dafür müssen wir das Problem auch beim Namen nennen und nicht so tun als würden alle gleichermaßen zu diesen schrecklichen Bedingungen beitragen. Bewegungen wie Fridays for Future stellen dabei einen wichtigen Impuls dar. Aber ihre Angst davor mit ernsthaften politischen Positionen und Meinungen zu diesem Thema zu kommen und damit aus der fiktiven Rolle der sogenannten Zivilgesellschaft zu fallen, droht die Bewegung in die Sackgasse zu führen. Eine große und breite Bewegung hinter sich zu sammeln ist wichtig und notwendig. Aber ohne eine klare politische Ausrichtung kämpfen wir gegen Windmühlen. Gerade der internationale Rechtsruck spielt der Industrie und Umweltverschmutzer*innen in die Hände und verleugnet Tatsachen um eine aggressivere kapitalorientierte Politik durchzusetzen. Ein Kampf für Klimagerechtigkeit muss ein klarer politischer Kampf sein.
Die Idee auf einer breiten Basis von Einzelpersonen eine friedliche, unpolitische Bewegung aufzubauen, ist Teil einer Gesamtmentalität der jetzigen Klimabewegung. So möchte man ja schließlich auch Einzelpersonen motivieren umweltbewusster zu sein und an einzelne Politiker*innen appellieren eine stärkere Positionierung zum Klimaschutz zu entwickeln. Wir können aber nur mit gemeinsamen, organisierten Auftreten und weiterführenden Ideen und Vorschlägen gewinnen. Es gibt einen Grund warum es bis jetzt überhaupt soweit kommen konnte. Es herrscht ein großes Interesse daran den Status quo beizubehalten. Die Herrschenden werden niemals einsehen, dass etwas ernsthaftes, radikales getan werden muss. Deshalb müssen wir es tun und jetzt für eine antikapitalistische, revolutionäre Umwelt- und Klimapolitik demonstrieren.
Politische, antikapitalistische Strategie
So wie ihre politische Ausrichtung so ist auch die Zusammensetzung von Fridays for Future undurchsichtig. Es gibt keine klar zuständige oder gar gewählte Instanz. Das führt zu undemokratischen Organisationsabläufen und Verwirrung an wen man sich eigentlich wenden soll. Schüler*innen, auch wenn sie nicht die Kraft haben das kapitalistische System alleine zu stürzen, sollten demokratische Kontrolle über ihre eigenen Bewegungen haben. Allgemeine Forderungen die die Bewegung international aufstellt sind in einem offenen Brief festgehalten. Vollkommen korrekt halten sie in diesem Brief die Ungerechtigkeit fest, dass Jugendliche am wenigsten mitbestimmen dürfen, aber am meisten noch unter der Klimakatastrophe zu leiden haben. Durch die heterogene Zusammensetzung der Bewegung kommt es aber kaum zu gemeinsamen konkreten Forderungen. „Wir müssen die Klimakrise endlich wie eine Krise behandeln“ und „Wir fordern die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger auf, Verantwortung zu übernehmen und diese Krise zu lösen, oder zurückzutreten. Ihr habt in der Vergangenheit versagt. Wenn ihr weiterhin versagt, werden wir jungen Menschen selbst diesen Wandel vollziehen. Die Jugend dieser Welt hat begonnen, sich zu bewegen, und wird nicht wieder ruhen.“ sind hierbei die konkretesten Forderungen.
Deshalb treten wir innerhalb der Bewegung für eine antikapitalistische Lösung des Umweltproblems ein. Klimaabkommen und Umweltpatente reichen nicht aus in einer Welt die Profit über alles andere stellt. Das Problem der Klimakrise ist ein Problem das mit Zeitdruck gelöst werden muss. Viele Forderungen, welche momentan an die Leute an der Macht gestellt werden sind sinnvoll und nachvollziehbar. Aber in einer Ära des zunehmenden Rechtsrucks auch immer unrealistischer. Es ist kein Zufall, dass Trump, Strache und Co. den menschengemachten Klimawandel abstreiten. Dies unterstützt nur weiter ihre Politik in der Interessen des Kapitals ständig über die von Menschen gestellt wird. Wenn wir unsere Umwelt retten wollen können wir uns nicht auf diese Leute verlassen. Aber abgesehen von dieser besonders schlechten Ausgangssituation die wir heute haben, zeigen auch „linkere“ Parteien wenig Bereitschaft die radikale Änderungen einzubringen, die nötig wären. Das Interesse von einzelnen wird auch hier über das der Mehrheit gestellt. Schließlich bräuchte man ja Investition und gute Bedingungen für Unternehmen damit diese nicht abwandern. Der „Green New Deal“ der in den USA momentan diskutiert wird und vorsieht fossile Brennstoffe bis 2030 fast komplett zu ersetzen wurde mit 57 gegen 0 Stimmen (mit 45 Demokratischen Abgeordneten anwesend, aus deren Partei der Vorschlag ursprünglich kommt) in einer Verfahrensabstimmung abgelehnt. Das heißt noch nicht das das Thema damit erledigt ist, führt aber zu einer Verschiebung der Lösung. Und wenn wir eine Sache nicht mehr haben in der Frage von Umweltzerstörung, dann ist es Zeit.
Warum Jugendliche nicht alleine kämpfen sollten
Die Bewegung ist eine der Jugend. Das ist auch gut so. Jugendliche sind oft in Kämpfen die erste Kraft, die sich hinter progressiven Forderungen sammelt und einen Anstoß für die älteren Generationen gibt auch aktiv zu werden. Außerdem sind junge Menschen diejenigen, die mit den Konsequenzen der nachlässigen Umweltpolitik am längsten leben müssen. Aber die Jugend hat keine ökonomische Macht. Nur die Arbeiter*innenklasse hat aufgrund ihrer besonderen Stellung im Produktionsprozess die Fähigkeit ernsthafte Veränderung gegen die Profitinteressen der Kapitalist*innen herbeizuführen – der Kampf der Jugend muss mit dem der Werktätigen verbunden werden. Die Rolle der Arbeiter*innen ist deshalb eine so zentrale, weil sie durch Streiks nicht nur allgemeine Entrüstung auslösen (wie es bei Schüler*innen der Fall ist), sondern tatsächlich die Produktion und Unternehmensabläufe zum Stillstand bringen. Das bedeutet nicht nur einen Geldverlust für Kapitalist*innen, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Bedrohung. Ohne die Arbeiter*innen geht nichts voran, und auch wenn gerne so getan wird, als würde „die Wirtschaft“ arbeiten so sind es doch reale Menschen, die am Schalthebel der gesellschaftlichen Abläufe und Produktion sitzen. Deshalb sollten Gewerkschaften zu den Klimaprotesten aufrufen und es sollte zu Streiks von Werktätigen kommen, die sich gegen die jetzige Regierung und ihre Klimapolitik stellen. Dafür brauchen wir aber eine klare Ausrichtung der Klima-Bewegung auf die Arbeiter*innenbewegung.
Die internationalen Ansätze der Bewegung müssen sinnvoll genutzt werden.
- Solidarität mit allen fortschrittlichen Kämpfen für die Umwelt!
- Gegen jede Repression der Bewegung, Jugendliche auf der ganzen Welt müssen gegen faule Ausreden und Drohungen (wie schlechte Noten, Geldstrafen) und ernsthafte Strafen verteidigt werden!
- Aufklärung über wissenschaftliche Tatsachen über Umweltzerstörung und klare Benennung von den Hauptschädigern!
- Projekte zur Wiederaufforstung von Wäldern, Anreicherungen von Böden und Säuberung von Gewässern auf Kosten der Konzerne. Eine nachhaltige und umweltbewusste Landwirtschaft muss aufgebaut werden.
- Für den flächendeckenden Ausbau eines CO2-armen, öffentlichen Verkehrssystems!
- Enteignung der größten Umweltverschmutzer: Industrie und Unternehmen – Sie sollen für den Umstieg auf und den Ausbau von klimaneutralen alternativen Produktionsweisen bezahlen. Für einen internationalen Umstieg auf erneuerbare Energie in einer geplanten Wirtschaft unter Arbeiter*innenkontrolle!