Zu den Zuständen im KAV: Kürzungen und Überlastung statt versprochener Modernisierung

Die Arbeit in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) befindet sich in einer größeren Umstrukturierungsphase. Mit Inkrafttreten der Novelle des Gesundheit- und Krankenpflegegesetztes 2016, die im KAV zu großen Teilen umgesetzt ist, fand eine Verschiebung von Kompetenzen von ärztlichem auf pflegerisches Personal statt. Die dreijährige Ausbildung in der Pflege wurde auf Fachhochschulen verlagert und es wurde der neue Beruf der Pflegefachassistent*innen mit zweijähriger Ausbildung geschaffen.
Als Ausgleich dafür wurden Entlastungen in anderen Bereichen versprochen und es sollte auch ein angemessener finanzieller Ausgleich für die zusätzliche Verantwortung, die die Pflege nun zu tragen hat, ausgezahlt werden. Insgesamt wurde eine Aufwertung des Berufsbildes, der Gesundheit- und Krankenpflege versprochen und es sollte ein moderneres, effizienteres Arbeiten, das den internationalen Standards in der Pflege entspricht, ermöglicht werden.

Schlechtere Qualität statt Entlastungen

Die versprochenen Entlastungen bestanden darin, dass Posten für 150 Stationssekretär*innen geschaffen wurden. Diese Kräfte ohne medizinische Ausbildung sollen zum Beispiel administrative Tätigkeiten am PC übernehmen und Schreibtätigkeiten ausführen. Das Problem in der Realität ist allerdings, dass wenn die Sekretär*innen krank oder im Urlaub sind, diese Aufgaben wieder auf die Pflege entfallen.
In Zukunft soll die Zahl der Diplomierten Pflegekräfte auf den Stationen abgebaut werden und dafür vor allem durch Pflegefachassistent*innen mit einer zweijährigen Ausbildung ersetzt werden. Dies bedeutet ein insgesamt schlechteres Ausbildungsniveau auf den Stationen und wird wohl zu einer verminderten Qualität in der Pflege führen und zu einer schlechteren Versorgung der Patient*innen.
Das klare Ziel dahinter: Ausgaben senken, denn sowohl ein*e Sekretär*in als auch ein*e Pflegefachassistent*in wird geringer entlohnt als eine Diplomierte Pflegekraft. Außerdem führt es zu einer Spaltung der Belegschaft in verschiedene Berufsgruppen, was es für die Kapitalist*innen erleichtert, Kürzungen bei einer Berufsgruppe bei geringerer Solidarisierung durch die anderen durchzuführen, beides ganz im Sinne der neoliberalen Agenda der Kapitalist*innen.

Unzumutbare Arbeitsbedingungen

Schon vor diesen zusätzlichen Belastungen klagte die Pflege über die nicht mehr zu bewältigende Arbeitslast. Im 2015 erschienen Schwarzbuch Krankenanstaltenverbund beschreibt eine Krankenschwester die Situation auf ihrer Station: “Ich schleppe seit einem Monat eine Erkältung mit mir herum und kann mich nicht auskurieren. Auf meiner Station gibt es viele Kündigungen und extrem viele Krankenstände, die Leute sind einfach völlig erschöpft. Alle sind überarbeitet und mit dem Arbeitspensum überfordert.”
Neuerdings soll nun auch gegen Krankenstände von Seiten der Leitungen vorgegangen werden. Kurzzeitige Krankenstände sollen auf “Auffälligkeiten” überprüft werden und bei längeren Krankenständen werden Mitarbeiter*innengespräche angesetzt in denen die weitere Mitarbeit des Angestellten diskutiert wird. Das ist ein in jeglicher Weise inakzeptabler Eingriff in die Privatsphäre und eine Gefahr für die Gesundheit der Belegschaft.

Auch sind die Stationen meist dauerhaft überbelegt, die Volksanwaltschaft prüft eine Klage gegen den KAV, da auch Abseits von Ausnahmesituationen, wie zum Beispiel der Grippesaison, es immer wieder zu Gangbetten kommt. Auch hier müssen die Patient*innen aber gepflegt werden, was zu menschenunwürdigen Situationen führt, wenn ein*e Patient*in zum Beispiel auf dem Gang gewaschen wird oder seine Notdurft erledigen muss, da sich solche Zustände nicht in Bilanzen widerspiegeln sind sie für die Vorstände irrelevant.

Umverteilung von unten nach oben

Trotz all dieser Einsparungen, Mängel und bereits jetzt deutlicher Überlastung des Personals werden immer weiter Kürzungen gefordert, während 2016 die Primare angehalten waren 10% in ihren Bereichen einzusparen, kursierte Ende 2017 die Nachricht es wurden weitere 20% Einsparungen gefordert. Der KAV und die Stadt Wien dementieren dies natürlich.

Während bei der Belegschaft an allen Ecken und Enden gespart wird ist für die Leitung des KAV reichlich Geld da. Sogar der Wiener Rechnungshof, der sich sonst gerne für Kürzungen bei den Arbeiter*innen ausspricht, kritisierte in seinem Bericht von 2016 das schlechte Management bei gleichzeitig im Branchenvergleich überdurchschnittlich hohen Vorstandsgehältern und das trotz geringerer Verantwortung als andere Vorstände. So soll der ehemalige Generaldirektor Udo Janßen 24.000 Euro im Monat verdient haben, ein*e Krankenpfleger*in verdient etwa 2000 Euro.

Solidarität!

Der Trend im KAV ist klar gesetzt. Es soll gespart werden und das um jeden Preis, auch zu Lasten der Beschäftigten und der Qualität der Versorgung der Patient*innen und das obwohl die Belastungen von den Arbeiter*innen bereits jetzt als zu hoch empfunden werden. Es ist wichtig, dass sich die Belegschaft in dieser Situation nicht in verschiedene Berufsgruppen spalten lässt sondern sich gemeinsam solidarisch zeigt. Es braucht mehr denn je eine kämpferische, laute und aktive Gewerkschaft die gegen die derzeitigen Entwicklungen kämpft!