Sozialwirtschafts-KV: Echte Kämpfe statt fauler Kompromisse!

Die Verhandlungen für die Kollektivverträge der über 100.000 Beschäftigten im Bereich der Sozialwirtschaft Österreich wurden im November 2016 gestartet. Mitte Jänner 2017 wurden sie dann abgebrochen, nur um wenige Tage danach wieder fortgesetzt zu werden. Dazwischen organisierten die verhandelnden Gewerkschaften – GPA-djp und vida – eine Demonstration um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Nur zwei Tage später kamen sie für einen Teilbereich, unter anderem die Löhne und Gehälter, zum Abschluss. Andere Bereiche, vor allem die Frage von Arbeitszeitverkürzung, werden im März weiter verhandelt.

Ein Transparent "Wir kämpfen für höhere Löhne"

Bild: Initiative „Wir sind sozial aber nicht blöd!“

Es scheint fast als wäre die Demonstration nur eine Farce der Gewerkschaften gewesen um einen Kampf um bessere Verhandlungsergebnisse vorzutäuschen den sie nicht führen wollte. 1,3% Lohn- und Gehaltserhöhung, das liegt unter der erwarteten Inflationsrate für 2017 – noch dazu in einem Bereich der generell schlecht verdient und damit von den Preissteigerungen noch stärker betroffen ist. Gleichzeitig werden die Verhandlungen gespalten, die wichtige Frage der Arbeitszeitverkürzung wird getrennt im März verhandelt, was nicht im Interesse der Beschäftigten liegen kann. Jede Aufteilung und Verschiebung von Verhandlungen dient nur dem Schwächen von Protesten und generell der Verringerung der Aufmerksamkeit für das Thema.
Auch wenn die Gewerkschaften noch einige weitere Verbesserungen erreichen, können wir erkennen, dass ihre Position gegenüber der Unternehmer*innenseite schwach ist. Die Bürokratie hat ein höheres Interesse an der Erhaltung ihres Platzes am Verhandlungstisch als daran, mit Protestmaßnahmen das Beste für die Arbeiter*innen herauszuholen. Es ist daher notwendig, dass sich die Arbeiter*innen gewerkschaftlich organisieren um die Verhandlungsposition zu stärken. Gleichzeitig müssen sie innerhalb der Gewerkschaften Druck aufbauen und diese dazu zwingen echte Proteste zu organisieren statt kleine Schauläufe und damit das Beste für die Arbeiter*innen herausholen!

Heidi Specht, Arbeiter*innenstandpunkt 243