Nun läuft auch in Österreich das britische Geschichtsdrama „Suffragettes“ über die Kinoleinwände. Wir nehmen das zum Anlass eine Übersetzung von Workers Power (Nr. 279, Oktober 2003) zu veröffentlichen, in der die Errungenschaften dieser Frauenbewegung kritisch gewürdigt werden.
Im Oktober 1903 wurde die Women’s Political and Social Union (WSPU) gegründet. Die WPSU wurde zum militanten Flügel einer massenhaften Bewegung von Frauen im Kampf um ihr Wahlrecht. Viele jener Taktiken der direkten Aktion, die heute verwendet werden, wurden damals innerhalb dieser Organisation erstmalig verwendet. Kristie Paton und Stuart King erklären die Ursprünge dieser Bewegung und das Abweichen der beiden Flügel der WSPU: der Sozialistinnen und der Feministinnen. Am 10. Oktober 1903 trafen sich ein halbes Dutzend Frauen, zusammengerufen von Emmeline Pankhurst, eine führende örtliche Sozialistin, in einem Haus in der Nelson Street in Manchester. Emmeline war eine wichtige Persönlichkeit der Independent Labour Party (ILP). Die Frauen der Pankhursts, eine Mutter und ihre drei Töchter Christabel, Sylvia und Adela, sollten alle eine führende Rolle im Kampf um das Frauenwahlrecht spielen. Emmeline und ihr Mann Richard waren in den 1870er und 1880er am radikalen Flügel der Liberalen Partei und hatten dafür gekämpft das Wahlrecht auf Frauen auszuweiten. In den spätern 1880ern, als sie schon nach London gezogen waren, ließen sie sich in die aufkommenden Kämpfe der Arbeitslosen und Arbeitenden der Hauptstadt ziehen. Tom Mann, William Morris, Walter Crane und viele andere Sozialisten frequentierten ihre Wohnung in Russel Square. Sie demonstrierten mit den Arbeitslosen am Blutigen Sonntag 1887, als die Polizei, bei ihrem Vorhaben die „illegale“ Demonstration zu zerstreuen, zwei Demonstranten tötete, und Emmeline half im berühmten Matchgirl’s Streik von 1889 aus. Im Jahr 1888 traf Emmeline auf Keir Hardie auf einer internationalen Gewerkschaftskonferenz, er sollte später der erste sozialistische Parlamentsabgeordnete und Vorsitzender der ILP werden. Er wurde ein lebenslanger Freund und Unterstützer der WSPU.
Als die Pankhursts wieder nach Manchester zurückkehrten fanden sie schnell Interesse an der ILP, die 1893 gegründet wurde. Nach dem Tod Richards 1898 wurde Emmeline in der ILP aktiver und das obwohl sie die alleinige Brotverdienerin der Familie war. Bald schon trat sie wegen ihrer älteren Töchter Christabel und Sylvia der Partei bei.
Nach Richards Tod schuf die ILP einen Gedenkfonds in seinem Namen. Emmeline hatte darum gebeten um damit eine Halle in Salford für Parteiveranstaltungen zu bauen. Sylvia, die damals schon eine gelernte und talentierte Künstlerin war, schmückte die Halle. Aber die Eröffnung war ein Desaster. Emmeline fand heraus, dass die lokale Gruppe der ILP, die die Halle als Geselligkeitsverein nutzte, keine Frauen zuließ! Sylvia berichtet wie ihre Mutter umgehend ein Treffen zur Gründung der WSPU einberief und deklarierte: „Wir brauchen eine unabhängige Frauenbewegung!“
Frauenwahlrecht und Labour
Aber die Gründung der WSPU war nicht bloß Emmelines wütende Antwort auf dieses Beispiel von ekelhaftem Sexismus in der ILP sondern das Ergebnis der Differenzen zwischen den Pankhursts und der ILP/Labour-Führung über das gleiche Wahlrecht für Frauen.
Nicht nur Frauen sondern auch die überwiegende Mehrheit der männlichen Handarbeiter waren in Bezug auf Wahlen entrechtet. 40% der Männer über 21 hatten in den späten 1880ern keine Wahlstimme. Die sehr gemäßigte National Union of Women’s Suffrage Societies (NUWSS), angeführt von Millicent Fawcett, unterstützte Vorschläge im Parlament für das Frauenwahlrecht, die beinhalteten, besser gestellten Frauen unter gleichen Bedingungen wie den Männern Wahlstimmen zu geben. Für entsprechende Entwürfe gab es regelmäßige Parlamentsmehrheiten, aber diese kamen nie weiter als zu einer ersten Lesung, nachdem aufeinander folgende Regierungen sich weigerten ausreichend Zeit dafür einzuräumen. Die WSPU gründete sich auf der Grundlage eines Kampfes für ein Gesetz der „gleichen Bedingungen“, sie lehnte aber die passiven Taktiken der NUWSS ab – sie funktionierten offensichtlich nicht. Die entstehende Labour Party lehnte die Position der „gleichen Bedingungen“ mit guten und schlechten Gründen ab. Sie stellte ihr die Forderung nach dem „vollen Erwachsenenwahlrecht“ entgegen, welches sowohl Männer als auch Frauen umfasst. Während das eine vollkommen korrekte Position war, engagierte sich die Labour Party nur wenig dafür. Zunehmend erschien es den Pankhursts und anderen Frauen deshalb, dass Labour die Frauen auf gleiche Behandlung unter einer sozialistischen Mehrheit im Parlament vertrösten wolle. Christabel formulierte das in einer Polemik 1903 in den ILP News: „Man schlussfolgert, dass eines Tages, wenn Sozialisten an der Macht sind und nichts besseres zu tun haben, sie den Frauen das Stimmrecht als Vollendung ihrer Anordnungen geben werden. Warum erwartet man sich von uns so viel Vertrauen in die Männer der LP? Arbeitende Männer sind ebenso ungerecht zu Frauen wie die aus anderen Klassen.“
Die neue Militanz
Trotz ihrer Differenzen mit der Labour-Führung entwickelte sich die WSPU Seite an Seite mit der wachsenden Labour Party/ILP, auf deren Strukturen und Treffen sie sich zur Verbreitung ihrer Ideen stützte. Zugegebenermaßen agierte die WSPU in den ersten Jahren als Frauenabteilung der ILP, die anders als die Labour Party letztlich für die WSPU Position gewonnen wurde. Aber die Umwandlung der WSPU aus einer kleinen Aktionsgruppe von wenigen Dutzend in eine Massenbewegung kam mit ihrem Schwenk zur Militanz ab 1905.
Während einer Rede des führenden Liberalen Sir Edward Grey in der Manchester Free Trade Hall, sprangen Christabel und die neue Rekrutin Annie Kenney auf ihre Stühle und enfalteten ein Banner mit der Forderung „Stimmrecht für Frauen“. Sie mussten zwangsweise von der Versammlung entfernt werden. Um außerhalb zusätzlich noch verhaftet zu werden, schlug Christabel einem Polizeikommissar ins Gesicht. Vor Gericht verkündete sie: „Wir können nicht ordnungsgemäß protestieren, denn wir haben nicht die Mittel mit denen Bürger so etwas dürfen.“ Nachdem beide eine Strafzahlung verweigerten wurden, wurden sie zu sieben Tagen Gefängnis verurteilt.
Die ersten militanten Schritte waren gesetzt. Zweitausend Protestierende grüßten die Frauen, als sie aus dem Gefängnis entlassen wurden. Auf einer gefüllten Versammlung in der Free Trade Hall meinte Keir Hardie (der erste Labour Parlamentsabgeordnete, A. d. Ü.), „keine 20 Jahre friedvoller Propaganda haben so einen Effekt gebracht“.
Christabel Pankhurst übernahm zunehmend das Ruder über die Kampagne der WSPU, ihre Mutter war bereit ihr in Taktiken und Politik nachzugeben. Ihre Aktionen schockierten die „feine Gesellschaft“, in der von den Frauen der Mittelklasse erwartet wurde passiv zu sein und mit Anstand als „Ehefrauen und Mütter“ zu handeln. Christabel hatte alle Regeln gebrochen und wurde dafür von allen Seiten denunziert, von der Führung der NUWSS und von Ramsey McDonald (einer der Gründer der Labour Party, A. d. Ü.). Aber ihre Taktien trafen einen Nerv bei zehntausenden Frauen, welche die Absage an die Billigung des Wahlrechts, als Symbol ihrer Unterdrückung, sahen und zu kämpfen entschlossen waren.
Mobilisierung der Mittelklassen
Im Jahr 1906 erzielten die Liberalen einen durchschlagenden Wahlsieg und damit eine gewaltige Mehrheit im Parlament, aber das Stimmrecht für Frauen hatte einen geringen Stellenwert in ihren Absichten.
Die WSPU hielt ihre erste große Kundgebung im Caxton House in Westminster ab. Viele besser gestellte Damen aus Chelsea und Kensington nahmen teil, sowie auch ein Anteil von Arbeiterinnen aus East End, die bei ihrer Ankunft das Lied „Red Flag“ sangen.
Christabel hatte keine Zweifel darüber, wer davon am wichtigsten war. Politiker und Politikerinnen, sagte sie, wären „mehr beeindruckt von den Demonstrationen der weiblichen Bourgeoisie als von denen des weiblichen Proletariats“. Unter ihrer Führung machte sich die WSPU daran die Reichen und Einflussreichen ebenso wie eine große Zahl von Frauen der Mittelklasse anzuwerben. Fred und Emmeline Pethick-Lawrence, besser gestellte ILP Mitglieder, waren wichtige Gewinne für die Zentralleitung. Sie fügten zum Gespür der Pankhursts für Öffentlichkeitswirksamkeit und Wagemut wichtige Fähigkeiten zur Spendensammlung hinzu. Sie übernahmen schnell die Verantwortung zur Herausgabe einer Frauenzeitung der WSPU, „Votes for Women“, die 1909 eine Verbreitung von 22.000 Ausgaben hatte.
Militante Aktivitäten wurden von der Störung liberaler Versammlungen auf Straßenproteste in Downing Street und vor dem Parlament ausgedehnt. Vorgeblich friedliche Interessensgruppen von hunderten Frauen versuchten in die Parlamentskammer zu drängen und die Sitzungen zu stören, die Taktik der „Parlamentsstürmung“ war entwickelt. Die Aktivistinnen der WSPU entwickelten eine enorme Vielzahl an Protestmethoden. Um Veranstaltungen und Aktionen zu bewerben wurde die Straße angekreidet. Der Banner-Wurf wurde erfunden, bei dem eine Gruppe von Frauen die Spitze eines städtischen Monuments besetzte und ein Banner mit der Aufschrift „Stimmrecht für Frauen“ ausrollte. Lastkähne, mit politischen Losungen verziert, wurden am Parlament vorbei getrieben, während man es zur Kunst machte, den Regierungsmitgliedern bei ihren Büros aufzulauern.
Wegen diesen Aktionen kam es 1906 und 1907 zu einem Anstieg der Zahl an Festnahmen – Emmeline, Christabel und Sylvia wurden alle für kürzere oder längere Zeiträume eingesperrt. Im Februar 1907 wurde das erste „Frauenparlament“, zusammenfallend mit der Eröffnung des Parlaments, in Caxton House organisiert. Hunderte Frauen strömten hinaus um zum Parlament zu marschieren und wurden dabei von berittener Polizei attackiert. Die Boulevardpresse warf der liberalen Regierung die Anwendung „zaristischer Methoden“ vor. Der Daily Mirror, damals eine neue „Bilder-Zeitschrift für Damen“, war besonders für die WSPU, deren Aktionen immer aktuelle Bilder oder Nachbildungen ermöglichten. Der Mirror war es, der den Begriff „Suffragettes“, zur Abgrenzung der militanten WSPU von den moderaten „Suffragists“ der NUWSS, bekannt machte.
Die WSPU hatte nun ein nationales Profil. Ortsgruppen wurden in ganz London und im Süden aufgezogen. Vollzeit Organisatorinnen wurden nach Schottland und in die Städte im Norden geschickt um neue Ortsgruppen zu bilden. Durch wohlhabende Gönnerinnen kam Geld herein. 1909 hatte die WSPU ein jährliches Einkommen von 21.000 Pfund, während die Labour Party mit weniger als 10.000 auskommen musste.
Bruch mit Labour
Die Abwendung der WSPU von arbeitenden Frauen führte zu großen Spannungen mit der ILP und der Labour Party. 1906 hatte Labour 40 Parlamentsabgeordnete wiederbekommen, oftmals nur erfolgreich weil die Liberalen zur Seite traten. Im Unterhaus wirkten sie großteils nur wie ein Anhang der Liberalen. Das half Christabels Wunsch nach einer Trennung. Sie betrachtete zunehmend die Tories als Waffe gegen die Liberalen.
Für die Nachwahl in Cockermouth 1906, in der Labour kandidierte, kam Christabel und verkündete, dass die WSPU Labour nicht unterstütze. 1907 traten Emmeline und Christabel aus der ILP aus. Diese Änderung der Politik, die mit Ausschlüssen von Frauen der ILP aus der WSPU begleitet wurde, die weiterhin Kandiaten und Kandidatinnen von Labour unterstützten, führte zu einer ersten Spaltung. Teresa Billington, die schottische Organisatorin, und Charlotte Despard, beide Mitglieder der ILP, entschieden sich dieses Vorgehen auf einer angesetzten nationalen Konferenz der WSPU anzufechten. Aber die Konferenz wurde abgesagt und eine, von Emmeline und Christabel einberufene, Versammlung in London ernannte ein neue nationale Leitung ohne die Rebellinnen. Emmeline erklärte ihre Haltung zu Demokratie innerhalb der Bewegung so: „Die WSPU ist einfach eine Wahlrechtsarmee an der Front. Sie ist bloß eine Freiwilligenarmee und niemand ist verpflichtet in ihr zu verbleiben.“ Und natürlich waren Emmeline und Christabel der selbsternannte Generalstab!
Die Spaltung, aus der die Women’s Freedom League hervor kam, die enger mit der Labour Party zusammen arbeitete, konnte den Aufstieg der WSPU nicht eindämmen. Im Juni 1908 kam es zur ersten großen Demonstration der Suffragettes im Hyde Park, 30 Züge wurden organisiert um Demonstrierende zu bringen, 20 Bühnen mit Sprecherinnen wurden aufgestellt. Der Marsch mit über 700 Bannern startete von sieben verschiedenen Orten in London. Die offiziellen Farben der Bewegung, „Violett für die Würde, Weiß für die Reinheit und Grün für Hoffnung“ erhielten ihren ersten Einsatz. Die Zeitungen schätzten die Anzahl von Teilnehmenden im Hyde Park zwischen 250.000 und 500.000. Der Marsch war der erste in einer Reihe von Massendemonstrationen, Festzügen und Zurschaustellungen zur Propagierung von Frauenrechten, organisert von der WSPU.
Von der Militanz zum Terrorismus
Trotz ihrer Militanz und ihrem Einfluss unter wohlhabenden Kreisen von Frauen war die WSPU der Meinung, dass sie die Regierung nicht zum Stimmrecht für Frauen drängen konnte. Christabel hatte sich von der einzigen Kraft abgewandt die eine radikale Veränderung hätte bewirken können, die Millionen an Frauen und Männern der arbeitenden Klasse, die die Macht hatten das Land lahm zu legen. Das war kein Wunschtraum. In Belgien wurde das volle Wahlrecht für Männer 1893 nur durch eine Reihe von Generalstreiks erkämpft und das Britannien der Vorkriegszeit erlebte einen beispiellosen Aufschwung von gewerkschaftlichen Kämpfen.
Nachdem die WSPU dem Proletariat den Rücken zugewandt hatte, wandte sie sich zu immer haarsträubenderen Handlungen um die Regierung und die Liberale Partei zur Gewährung des Frauenwahlrechts zu terrorisieren.
Einzelne Politiker wurden ins Ziel gefasst, sie mussten unter Polizeischutz gestellt werden, das war zur damaligen Zeit in Britannien unbekannt. Fenster von Regierungsgebäuden und von Geschäften in der Oxford Street wurden eingeschlagen. Briefkästen wurden mit brennenden Lumpen angezündet. Kundgebungen der Liberalen wurden von Dächern mit Schieferplatten bombardiert, Züge mit Regierungsmitgliedern wurden gesteinigt und entgleist. Die Wohnungen von Parlamentsabgeordneten wurden gebombt und angezündet. Unbezahlbare Bilder in der Nationalgallerie und anderswo wurden mit Äxten attackiert. Das Parlament wurde zum Ziel von immer militanteren Demonstrationen, bei einer davon kamen zwei Umzugswägen voll mit militanten Suffragettes, die vor gelähmten Polizisten die Türen aufwaren und das Unterhaus stürmten. Emily Davison, die Erfinderin von vielen der militanteren Taktiken, sprang beim Derby 1913 vor das Königspferd und bekam ein Beerdigung als Märtyrerin, organisiert von der WSPU.
Die Polizeiunterdrückung wurde massiv erhöht. Die Druckerei und die Zeitung wurden beschlagnahmt, die Büros regelrecht überfallen. Mehr und mehr Frauen wurden eingesperrt. Die Stimmrechtlerinnen gingen in Hungerstreik und mussten zwangsernährt werden. Später wurde der „Cat and Mouse Act“ eingeführt, der es den Gefängnisbehörden erlaubte kranke Gefangene nur frei zu lassen um sie nach eigenem Gutdünken wieder einzusperren wenn sie sich genug erholt hätten.
Einzelne Frauen gingen heroische Opfer ein, aber ihre Taktiken und die Isolation von der Masse an proletarischen Frauen bedeutete, dass die WSPU in der Periode 1910-1913 von einer Massenbewegung zu einer eng gestrickten Guerillaorganisation wurde, die im Untergrund arbeitete. Christabel floh 1912 nach Paris um der Gefangenschaft zu entgehen und leitete die Bewegung aus dem Ausland weiter an.
Weitere Spaltungen und Säuberungen folgten, sogar bis direkt in die eigene Familie hinein. Adela Pankhurst wurde als „zu sozialistisch“ betrachtet und nach Australien geschickt, wo sie, wie Emmeline dachte, aus dem Weg geschafft wäre. Vielmehr wurde sie ein Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei Australiens. Sylvia wurde als ähnliche Bedrohung wahrgenommen. Sie wurde 1913 nach Paris zitiert wo ihr gesagt wurde, dass die East London Federation nicht mehr länger Teil der WSPU sei.
Vom Exil zum Patriotismus
Der Ausbruch des Kriegs im August 1914 änderte die Lage der WSPU dramatisch. Die Amnestie des Innenministers für alle gefangenen Stimmrechtlerinnen erlaubte eine Rückkehr nach England. Emmeline verkündete die Aussetzung jeglicher militanter Aktivitäten stellte die Zeitung der WSPU, „The Suffragette“, ein. 1915 wurde sie als kriegsbefürwortende Zeitung mit dem Namen „Britannia“ neu heraus gegeben. Für den Rest des Krieges waren Emmeline und Christabel Ulrapatriotinnen. Im Gegensatz dazu schlossen sich viele aktive Frauen der ILP und der Labour Party der Antikriegsbewegung an.
Nach dem Ende des Kriegs gab die Regierung das Wahlrecht an alle Männer, aber nur an Frauen ab dem Alter von 30 Jahren. Zwei Tage nachdem die Maßnahme im Jahr 1918 verabschiedet wurde frühstückte Emmeline mit dem Premierminister Llyod George und erklärte: „Nun müssen wir härter als jemals arbeiten um Frauen außerhalb der Klammern von MacDonald (ehemaliger Vorsitzender der Labour Party, Anm. d. Ü.) und Co zu halten.“ Aber in der Welt der Zwischenkriegszeit hatten die Führerinnen der WSPU nicht länger die Autorität oder den Einfluss über militante Frauen. Obwohl sie für das Parlament kandidierten – Christabel als Vorsitzende einer kurzlebigen Frauenpartei, Emmeline als eine Konservative – wurde keine gewählt.
Nichtsdestotrotz hatte die Bewegung der Stimmrechtlerinnen unter ihrer Führung das Leben von hunterttausenden Frauen verändert. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft wurde nie wieder in der selben Weise gesehen. Die Bewegung hatte die Fußfesseln des Anstands und der Passivität auf die aufschreckendste Art und Weise gebrochen.