AST 258

Die Massendemonstration am 30. Juni gegen die Ausweitung der Tageshöchstarbeitszeit auf 12 Stunden hat klar gezeigt: In Österreich gibt es eine Arbeiter*innenklasse und eine Arbeiter*innenbewegung. Doch die Grenzen dieser Bewegung sind klar abgesteckt, und zwar durch die sozialdemokratische Gewerkschaftsbürokratie, wie die derzeitige Auseinandersetzung um den Arbeitstag beweist. Wäre es der Gewerkschaft ernst gewesen hätte sie schon früher gegen die Arbeitszeitflexibilisierung mobil gemacht und Streiks vorbereitet.
Statt dessen forderte Katzian nun eine Volksabstimmung und die Gewerkschaftsführungen orientieren auf Kämpfe um die Arbeitszeiten im Rahmen der Kollektivverträge. Tatsächlich ist beides ein Verrat gegenüber der Bewegung, denn die Arbeiter*innenklasse war zumindest bis zum Gesetzesbeschluss in der Offensive. Dieser Gesetzesbeschluss, eine Volksabstimmung und die längeren Zeiten bis zu den nächsten Verhandlungen werden demobilisierend und resignierend wirken. Zusätzlich bedeutet ein Kampf im Rahmen von KV-Verhandlungen, den Kampf nicht allgemein als gesamte Klasse zu führen, sondern zersplittert und ungleichzeitig in den verschiedenen Branchen. Die Frage nach einer Streikbewegung gegen den 12-Stundentag ist also tief verbunden mit der Perspektive des politischen Kampfes gegen die sozialdemokratische Gewerkschaftsbürokratie durch eine gewerkschaftliche Basisbewegung.

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