
Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie konnten manche Sektoren profitieren, andere wurden besonders hart getroffen. Zu den am stärksten betroffenen Branchen gehört mit Sicherheit der Bereich Tourismus und Reisen. Durch globale Reisewarnungen waren Flugzeuge wochenlang nur vereinzelt für Rückholaktionen oder Lieferungen in der Luft – der übliche Luftverkehr von Geschäfts- und Urlaubsreisenden stand still. Für die Mitarbeiter*innen bedeutete das Kurzarbeit, für die Unternehmen bedeutete es die Verpflichtung zur Rückzahlung stornierter Tickets und kaum neue Eingänge.
Derzeit gibt es zwei zentrale Wege die von den Fluglinien gewählt werden um mit ihren Verlusten umzugehen: erstens die Auslagerung auf die eigenen Beschäftigten, zweitens der Bezug von staatlichen Unterstützungsleistungen.
Arbeitsbedingungen und Kollektivverträge
Laudamotion schließt den Standort Wien nach dem Scheitern der Kollektivvertragsverhandlungen. Katastrophale Arbeitsbedingungen in Kombination mit Hungerlöhnen waren selbst für die Gewerkschaft vida zu viel. Auch nach angeblich großzügigen Zugeständnissen, die dem Mutterkonzern Ryanair nur schwer abzuringen waren, reicht das angebotene Gehalt für Vollzeitjobs kaum zum Leben. Das Unternehmen versucht nun der Gewerkschaft die Verantwortung für die Kündigungen zuzuschieben. Bemerkenswert ist dabei, dass es im Flugverkehr keinen einheitlichen Branchenkollektivvertrag gibt, sondern verschiedene Fluglinien unterschiedliche oder sogar keine Kollektivverträge haben.
Auch die AUA möchte nennenswerte Teile der eigenen Verluste auf ihre Beschäftigten abwälzen. 300 Millionen Euro bis 2024 sollen ganz offiziell auf dem Rücken der Lohnabhängigen eingespart werden, vor allem in Form von Lohnkürzungen und Nulllohnrunden. Außerdem ist eine Arbeitszeitflexibilisierung geplant und eine Fortsetzung der Kurzarbeit nach dem Ende der Corona-Kurzarbeit. Die Zustimmung der Beschäftigten zu diesem Vorschlag wurde bereits eingeholt. Übrigens hätten auch viele Laudamotion-Beschäftigte im Gegensatz zur vida dem Kollektivvertragsvorschlag zugestimmt. Trotzdem hat die Gewerkschaft Recht hier nicht zuzustimmen. Anderes würde die Kapitalist*innen ermunern auch andere Kollektivverträge ultimatistisch zu verschlechtern.
Finanzspritzen vom Staat
Für den Angriff auf die AUA-Beschäftigten soll die Lufthansa-Tochter auch noch staatliche Unterstützung bekommen. Relativ fix sind dabei schon Kredite in der Höhe von rund 300 Millionen Euro. Noch nicht geklärt sind die genauen Bedingungen unter denen Österreich die AUA mit Eigenkapital zusätzlich unterstützt.
Europaweit haben Fluglinien um mehr als 30 Milliarden Euro Staatshilfen angesucht – circa 13 Milliarden wurden bereits gewährt. Doch ist es sinnvoll staatliche Gelder in insolvente Fluglinien zu pumpen? Der Flugverkehr gehört zu den großen Klimakillern. Die Arbeitsbedingungen sind bei vielen Airlines menschenverachtend und gesundheitsgefährdend. Dennoch spielt Flugverkehr eine zentrale Rolle in unserer heutigen Welt, Fluglinien also einfach so bankrott gehen und verschwinden zu lassen ist auch keine Lösung. Erst recht nicht für die Beschäftigten.
Tod den Klimakillern?
Doch solange der Flugverkehr von Privatinteressen großer Konzerne geprägt ist, werden diese immer ihre eigenen Profite wichtiger finden als den Klimaschutz oder die Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten. Die großen Herausforderungen (die über private Profitinteressen hinausgehen) sind also durch Finanzspritzen nicht zu lösen. Trotz langjähriger Forderungen von Klimaaktivist*innen gibt es immer noch zahlreiche steuerliche Vorteile für den Flugverkehr – zum Beispiel Umsatzsteuerbefreiung für innereuropäische Flüge und keine Steuer auf Kerosin. Solche Maßnahmen könnten zwar die Ticketpreise steigern, doch ändern auch sie nichts an den profitgesteuerten Wirtschaftsmechanismen.
Der einzige Weg die Mobilität in klimafreundlichere Bahnen zu lenken, ist diese gezielt gesellschaftlich zu steuern. Statt also marode Fluglinien unter ein paar mehr oder weniger umweltfreundlichen Bedingungen zu subventionieren, müssen diese entschädigungslos unter Kontrolle der Beschäftigten verstaatlicht werden. Dasselbe gilt auch für Fluglinien wie Laudamotion die Vollzeitgehälter unter der Armutsgrenze bezahlen. Nur wenn sowohl Flug- als auch Zugverkehr den Interessen der Privatwirtschaft entrissen werden, ist es möglich den Fernverkehr in eine ökologischere Richtung zu entwickeln. Gemeinsam mit den Beschäftigten müssen Pläne entwickelt werden zum Ausbau der Zugverbindungen und zeitgleich zur Reduktion von Kurzstreckenflügen. Anpassungen der Ticketpreise müssen vorgenommen werden.
Doch es ist nicht nur der Flugverkehr der die Klimakatastrophe verursacht. In unzähligen Branchen stellen Kapitalist*innen ihre Profite vor die Zukunft des Planeten und der Menschen, die auf ihm leben. Daher ist eine Änderung des Gesellschaftssystems unbedingt notwendig. Denn nur ein Wandel weg von Profitinteressen hin zu den Interessen der Masse der Bevölkerung bietet die Chance der Klimakatastrophe Einhalt zu gebieten!